Pilze sind einfach faszinierend. Und sie schmecken, zumindest einige Speisepilze! Aktuell sind viele Prachtexemplare in der heimischen Natur zu finden. Klar, dass es deshalb jede Menge Pilzsammler in die Wälder zieht. Ohne Fachkenntnisse ist dieses Hobby aber nicht ungefährlich. Fachkenntnisse sollten schon vorhanden sein um zu vermeiden, dass es nach dem Essen zu unliebsamen Überraschungen kommt! Außerdem sollten Pilzsammler auch ein Bewusstsein für die Natur haben, also nicht wild durch die Wälder streifen ohne Rücksicht auf Flora und Fauna. Pilze sammeln ist auch ein Achtsamkeitstraining in Sachen Naturschutz. Für alle diejenigen, die in diesen Tagen Lust haben, auf Pilz-Jagd zu gehen, haben wir ein paar Tipps aufbereitet von einem absoluten Experten. Volker Walther hat an der Philipps-Universität in Marburg Biologie mit dem Schwerpunkt Mykologie studiert. Anschließend absolvierte er ein zweijähriges Volontariat am Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart. Seit 2001 ist er Leiter des Pilzkundemuseums in Bad Laasphe.
Welche Pilze gibt es hier in der Region?
Das Pilzkundemuseum im benachbarten Kreis Siegen-Wittgenstein untersucht bereits seit über 30 Jahren das Pilzvorkommen in der weiteren Umgebung von Bad Laasphe. Bis heute sind bei Exkursionen über 2000 Pilzarten nachgewiesen worden. Für Hobby-Pilzsucher sind sicherlich die Speisepilze interessant. Hier bieten die Bodenverhältnisse und der Waldreichtum unserer Region für viele Speisepilze gute Voraussetzungen, so dass es bei entsprechenden Wetterbedingungen zahlreiche Steinpilze, Maronen, Pfifferlinge etc. gibt.
Kann man bei jedem Wetter Pilze sammeln?
Der Pilz (Geflecht aus feinen Fäden) wächst „unsichtbar“ im Boden oder Substrat und bildet lediglich zur Fortpflanzung sichtbare Fruchtkörper aus. Diese Fruchtkörper werden nur bei günstigen Bedingungen (Feuchtigkeit, Temperatur) angelegt, damit die gebildeten Sporen auch eine Möglichkeit haben, neue Pilzorganismen auszubilden. Für die meisten Pilzarten ist der Herbst die optimale Zeit ihre Fruchtkörper auszubilden. Wenn es zu trocken ist, wie leider häufig in den letzten Jahren, werden keine Pilzfruchtkörper angelegt.
Wie transportiert man die Pilze am besten?
Pilze enthalten relativ viel Eiweiß, so dass diese leicht verderben. Deshalb sollte man Pilze luftig in einem Korb transportieren. In einer Plastiktüte zermatschen die Pilze schnell und verderben unter Luftabschluss leichter.
Wie pflückt man die Pilze am besten? Abschneiden oder abbrechen?
Der eigentliche Pilz ist ein Geflecht feiner Hyphen, das möglichst nicht verletzt werden sollte. Beim Abschneiden der Fruchtkörper wird das Pilzmyzel nicht verletzt. Auch beim vorsichtigen Herausdrehen der Fruchtkörper wird das Myzel kaum beeinträchtigt. Allerdings sollte man darauf achten, die Pilze nicht herauszureißen und dabei Teile des Myzels zu beschädigen bzw. offen zu legen.
Wie lange kann man die Pilze aufbewahren?
Aufgrund des hohen Eiweißanteils sollten Pilze rasch verwertet werden. Jedoch können frische Pilze oder zubereitete Pilzgerichte durchaus über Nacht im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Woran erkenne ich essbare bzw. giftige Pilze?
Hierfür gibt es leider keine allgemeine Unterscheidung. Wenn ich Pilze essen möchte, muss ich die betreffende Pilzart genau kennen und ggf. giftige Doppelgänger ausschließen können. Viele Pilzbücher verweisen mittlerweile auf Verwechslungsmöglichkeiten, diese sollten unbedingt beachtet werden.
Was passiert, wenn ich einen giftigen Pilz sammle und esse?
Auch das lässt sich nicht pauschal beantworten. Viele giftige Pilze verursachen Magen-Darmprobleme, die relativ schnell nach einer Pilzmahlzeit auftreten. Problematischer ist es, wenn die Vergiftungssymptome erst nach einiger Zeit auftreten (Latenzzeit). Mitunter dauert diese Zeit länger, so dass nicht sofort an eine Pilzvergiftung gedacht wird. Die Giftwirkungen vieler, stark giftigen Pilze besitzen eine längere Latenzzeit. Es ist wichtig, nur die Pilze zu essen, die man sicher bestimmen kann! Wenn eine Pilzvergiftung vermutet wird, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden (Hausmittel helfen nicht). Hilfreich zur Abklärung sind noch vorhandene Essens- oder Putzreste.
Was muss ich bei der Verarbeitung der Pilze beachten?
Pilze enthalten unverdauliche Chitinstoffe. Deshalb sollten Pilze möglichst zerkleinert zubereitet und ausreichend lange gebraten bzw. gekocht werden.
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