Es ist ja so einfach: Wir drehen den Hahn auf und das Wasser fließt automatisch ins Glas, in die Badewanne oder über unseren Körper in der Dusche! Aber wo kommt das Wasser eigentlich her in Winterberg? Welche Qualität hat es? Und wo fließt das Abwasser hin? Diese und andere Fragen hat uns jetzt Henrik Weiß, Chef der Winterberger Stadtwerke AöR, beantwortet.
Henrik, Winterberg ist quasi der Gipfel Nordrhein-Westfalens und liegt in einer Region mit sehr vielen Quellen. Wie abhängig sind die Menschen bei der Wasserversorgung von diesen Quellen?
Wir sind hier bei der Wasserversorgung zu 100 Prozent abhängig von unseren 41 Quellen und den drei Brunnen, die 60 bis 80 Meter tief sind. Beispiele sind die Lenne-, Ruhr- und Renau-Quellen. Da unsere Quellen aufgrund der Mittelgebirgs-Lage nicht so ergiebig sind wie in den so genannten Karstgebirgen mit großen Hohlkörpern wie Höhlen, ist es gut, breit aufgestellt zu sein mit einer großen Anzahl von Quellen, die über das Jahr konstant Wasser ausschütten.
Wird das komplette Quellwasser für die Wasserversorgung verwendet?
Ja, das Wasser aus diesen unterirdischen Quellen wird in so- genannten Quellsammelbehältern komplett gesammelt und von dort in die Hochbehälter gefördert, von denen es in Winterberg sechzehn Behälter gibt. Ist der Hochbehälter voll, schlägt der Quellsammelbehälter automatisch das Wasser in die nächste Vorflut ab. Von den Hochbehältern wird das Wasser schließlich in die Netze des Stadtgebietes verteilt.
Wie wird die Hygiene des Wassers gewährleistet?
Über das System der Quellsammelbehälter und der Hochbehälter schaffen wir einen kontinuierlichen Förderprozess des Wassers, durch den bereits die Hygiene gewährleistet ist. Simpel ausgedrückt, lagern wir kein Wasser, sondern es ist ein ständiger Durchfluss. Zudem setzen wir so genannte Ultra-Filtrationsanlagen mit einer Hygienisierung ein, die dafür sorgen, dass das Wasser keimfrei ist. In Deutschland muss Trinkwasser schon rein gesetzlich komplett keimfrei sein, dies erfüllen wir natürlich. Kurz gesagt: Wir haben hier im Netz reines Trinkwasser in Quellwasser-Qualität. Es kann also bedenkenlos getrunken werden, ist allerdings aufgrund des geringen Inhaltsstoffgehalts kein Mineralwasser.
Was passiert, wenn die Quellen nicht ausreichend Wasser „liefern“ können?
Bisher ist so ein Fall noch nicht eingetreten. Im Fall der Fälle würden wir dann über den Wasserverband Hochsauerland Wasser beziehen. Dies ist der Spitzenlastverband, dem wir angehören, dessen Leistung wir bisher in vollem Umfang jedoch noch nicht benötigt haben. Im Gegenteil, wir liefern auch an die Stadt Medebach und in den Schmallenberger Ortsteil Nordenau Wasser. Trotzdem kämpfe ich stets darum, mehr Quellen im Betrieb zu haben als offensichtlich nötig, da wir auch aufgrund des Tourismus nicht immer genau kalkulieren können, wieviel Wasser zu jedem Zeitpunkt benötigt wird.
Wir haben also eine optimale Trinkwasser-Qualität und ausreichend Wasser. Mit anderen Worten, im Gegensatz zu vielen andere Regionen auf der Welt leben wir im Wasserparadies.
So sieht es aus. Probleme würde es geben, wenn sich das Klima so verändern würde, dass wir deutlich weniger Niederschlag hätten. Das trockenste Jahr bei uns war bisher das Jahr 2003. Auf der Grundlage dieses Jahres berechnen wir auch immer unseren Wasserbedarf. Aber selbst 2003 hatten wir bei der Wasserversorgung keine Probleme. Bislang haben wir durch ausreichend Niederschläge und den Schnee reichlich Wasserneubildung. Nur ein Vergleich: Bei uns fallen 1200 bis 1600 Millimeter Niederschlag im Jahr, im Bereich der Stadt Medebach nur etwa 800.
Noch einmal zurück zu den Keimen. Kann es in den Privathaushalten zu Verkeimungen kommen? Machen da Filter an den Wasserhähnen Sinn?
Eigentlich nicht, da das Trinkwasser im Netz keimfrei ist. Eine Verkeimung im Privathaushalt ist grundsätzlich möglich, je nach Hausleitungssystem und -alter sowie der Pflege der Leitungen. Wenn Wasserleitungen über einen längeren Zeitraum nicht benutzt wurden, empfiehlt es sich zudem, den Hahn erstmal aufzudrehen und das Wasser wieder laufen zu lassen, bevor ich es als Trinkwasser nutze. Filter an den Wasserhähnen machen, wenn überhaupt, nur dann Sinn, wenn sie regelmäßig durchgespült und gewechselt werden.
Oft wird thematisiert, dass wir Wasser sparen müssen. Stimmt das angesichts der Situation hier überhaupt?
Wasser sparen müssen wir im Prinzip nicht, weil ja ausreichend da ist und wir das Wasser ja auch nicht lagern oder stauen. Wir sollten nur bewusster damit umgehen und z. B. überlegen, warum wir das Quellwasser, das als Trinkwasser aus dem Hahn kommt, nicht deutlich mehr trinken und bewusst für uns nutzen.
Zum guten Schluss, wohin fließt eigentlich das Abwasser in Winterberg?
Wir reinigen das Abwasser natürlich nach dem Stand der Technik, einen Teil in unseren Klärwerken Elkeringhausen und Züschen. Den anderen Teil übergeben wir an den Ruhrverband, der in seinen Klärwerken Bestwig-Velmede und Niedersfeld die Reinigung übernimmt. Danach fließt das gereinigte Wasser in die Orke und Nuhne bzw. in die Ruhr.
Zahlen & Fakten
- Die AöR speist aus 41 Quellen und 3 Brunnen das Wasser für die Stadt
- Das Wasserleitungsnetz ist 315 Kilometer lang
- Es gibt insgesamt 16 Hochbehälter im Stadtgebiet
- Durchschnittlich fällt in Winterberg 1200 bis 1600 Millimeter Niederschlag im Jahr
- Es werden 4800 Haushalte in Winterberg versorgt
- Verbraucht werden rund 1,4 Millionen Kubikmeter Trinkwasser inklusive Tourismus
- Das Abwasser-Kanalnetz hat eine Länge von 210 Kilometern
Diesen Artikel findest Du hier aufgrund einer Kooperation mit dem Magazin Heimatliebe
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