Unter meinen Rädern knirschen Steine. Das grüne Blätterdach des Waldes wölbt sich über mir. An Wiesen und der großen Kastanie vorbei, schlängelt sich die Straße wie ein graues Band durch die Natur. Links neben mir kann ich in der Ferne den Ruhrdamm erahnen, im Tal liegt Elkeringhausen.
Soll ich? Nein, es zieht mich weiter und ich fliege jetzt fast über eine Buckelpiste, dem Franzosenkreuz entgegen. Neben einigen Wanderern entdecke ich auch immer mal wieder Rehe oder Hasen. Wir fahren ein Rennen gegeneinander. Mittendrin in der Natur. An diesem Tag, der jetzt ein Abend wird.
Ein Blick auf meinen Akku sagt mir, dass ich ziemlich schnell unterwegs bin. Die Geschwindigkeit kickt. Meine Muskeln brennen. Burn baby burn! Die Einsamkeit in der Natur lässt mich ganz bei mir sein. Der Wald bricht auf und auf dem Hügel gegenüber liegt die kleine Kapelle von Züschen. Es ist ein sehr malerisches Bild. Es wirkt wie aus einem Urlaubskatalog. Die Straße ist nun wieder geteert.
Nicht mehr weit bis zur dicken Linde. Ich bereite die Arme aus. Bin frei. An einer Bank halte ich an, lasse alles auf mich wirken. Schaue einem Mann mit seinem Hund beim Toben zu. Ich genieße.
Am Himmel braut sich etwas zusammen. Ein Gewitter zieht auf. Die Luft wird schwül. Ich schwinge mich wieder auf mein Bike und fahre durch die Siedlung, an der Schützenhalle vorbei, und hinunter ins Dorf. Dort liegt Borgs Scheune, das Wahrzeichen dieses Dorfes an der Nuhne. In Höhe der Kirche biege ich nach rechts ab. Dort beginnt der neue Fahrradweg. Ich cruise entspannt zurück. Unter der Brücke fauchen mich tatsächlich zwei Waschbären an. Sie wollen mir wohl sagen, dass ich nichts in ihrem Revier verloren habe. Schnell fahre ich weiter und entdecke am Straßenrand einen Salamander so groß wie meine Hand. Ich halte an, um ihn zu bewundern. Wow! Die gibt es hier noch?
Erste Blitze zucken über den Himmel und der Donner grollt. Ich trete in die Pedale und beeile mich zurück zu kommen. Fahre der Start entgegen. Vorbei an einem See und den Ausläufern der Bobbahn. Imposant erhebt sich das Rathaus über dem Tal. Erste Tropfen klatschen in mein Gesicht. Ich fahre die Günninghauser Straße hoch und steige aus dem Sattel wie ein Rad-Profi der Tour de France. Am Irish Pub tummeln sich Menschen, betrachten die Speisekarte, der Biergarten ist voll. Eine Gruppe junger Männer jubelt mir zu – sie feuern mich an und ich öffne meine Arme wie bei einem Sieg und rolle durch die Hagenstraße. Nur noch ein paar Meter bis nach Hause... In meinen Lungen der Atem der Stadt, in meinen Augen ihre Farben, Regen auf meiner Haut und Glück in meiner Seele. Ich bin frei.
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